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Nachhaltige ETF

Hendrik Sielaff
Hendrik Sielaff

Wer sich mit den Themen Vermögensaufbau und Altersvorsorge beschäftigt, kommt an den Begriffen Fonds und ETFs nicht vorbei. Laut JustETF sind aktuell 1570 ETFs in Deutschland handelbar, Tendenz steigend. ETFs zeichnen sich dadurch aus, dass sie kostengünstig einen vorher festgeschriebenen Index nach klar definierten Regeln abbilden bzw. „replizieren“.
Das bedeutet, dass die Fondsgesellschaft, die einen bestimmten ETF auflegt, einen Index aussucht, den sie für AnlegerInnen investierbar machen möchte. Dabei muss die Fondsgesellschaft vorher definieren, wie genau sie den ETF aufbaut, welche Anlagestrategie und Ziele dabei verfolgt werden und welche Regeln dem zu Grunde liegen.
Die AnlegerInnen können dann ihr Geld in dem ETF anlegen.

Nachhaltige Geldanlage findet immer mehr Aufmerksamkeit

Nachhaltigkeit ist ein Thema, das den Markt der Geldanlagen erst seit wenigen Jahren beschäftigt, hier aber eine überzeugende Dynamik entwickelt hat.  So wurden von den 184 nachhaltigen ETFs die Meisten erst in den letzten fünf Jahren ins Leben gerufen. Das zeigt, dass sich immer mehr Fondsgesellschaften mit dem Thema der Nachhaltigkeit beschäftigen.

Möchtest Du auf eine nachhaltige Geldanlage setzen, steht trotzdem immer die Frage im Raum, woran Du grüne ETFs erkennst.

Woran lassen sich nachhaltige ETFs erkennen?

Fondsnamen sind nach einer bestimmten Struktur aufgebaut.

iShares MSCI World SRI UCITS ETF USD (Dist)

Der erste Teil des Namens „iShares“ steht für die Fondsgesellschaft, die diesen ETF anbietet.

„MSCI“ steht für den Indexanbieter, der prinzipiell die Recherchearbeit macht, um zu evaluieren, wie ein Index zusammengestellt wird, der dann wiederum von der Fondsgesellschaft (hier iShares) abgebildet wird.

„World“ steht für das Anlageuniversum, in unserem Beispiel Unternehmen auf der ganzen Welt. Alternativ könnte an dieser Stelle auch „Europe“ oder „EM (Emerging Markets) stehen, was darauf hindeuten würde, dass dieser Index Unternehmen aus Europa oder den Schwellenländern berücksichtigt.

„SRI“ (Social Responsible Investment) steht hier für die Anlagestrategie des Fonds. Hier lässt sich gut erkennen, ob es sich um einen nachhaltigen Fond handelt oder nicht. Weitere Begriffe, die auf eine Art Nachhaltigkeit hinweisen sind beispielsweise „ESG“ „sustainable“ „nachhaltig“ oder „ex …“.

„UCITS“ ist ein regulatorischer Hinweis für den Anlegerschutz, ein Mindeststandard an ETFs, damit sie in Deutschland investierbar sind.

„ETF“ steht dafür, dass es sich um einen ETF (Exchange Trading Fund) handelt.

„USD“ bezeichnet die Währung, in der die Fondsanteile gehandelt werden. Andere übliche Währungen sind allen voran „EUR“ der Euro und „GBP“ der englische Pfund.

Der letzte Teil des Namens „Dist“ (distribution=ausschüttend)  oder „Acc“ (Accumulating = thesaurierend; bedeutet soviel wie die Wiederanlage in den Fond) beschreibt, wie mit den Erträgen, die der Fond erwirtschaftet, umgegangen wird. Das ist eine wichtige Frage, weil die beiden Arten unterschiedliche steuerliche Implikationen haben. Entscheidend ist, was erreicht werden soll.

Es lässt sich also an der Abkürzung ETF und der Anlagestrategie „SRI“, „ESG“ ect. erkennen, dass es sich um einen „nachhaltigen“ ETF handelt.

Grüne Geldanlage durch grüne ETFs?

Wie nachhaltig kann eine Geldanlage eigentlich sein? Wir bemerken im Alltag immer wieder, dass gerade private Anleger bei dieser Frage verunsichert sind. Es gibt mittlerweile nur wenige Anlagearten, die nicht auch nachhaltige Alternativen und Lösungen bereithalten. Auch ETFs und Fonds, die aus Vermögensaufbau und Altersvorsorge nicht mehr wegzudenken sind, stehen mittlerweile als nachhaltige Lösung zur Verfügung. 
Bei der Fondsauswahl sollte jedem zunächst bewusst sein, dass es keine allgemeingültige Definition von nachhaltigen Geldanlagen und damit auch nachhaltigen ETFs existiert.
Deshalb bedarf es einer genauen Prüfung des jeweiligen ETF, um herauszufinden, ob das Investment den eigenen Ansprüchen genügt. Denn die Fondsgesellschaften und Indexanbieter definieren ihre Nachhaltigkeitskriterien selbst und damit, welche Unternehmen als nachhaltig und investierbar gelten, und welche nicht.
Dadurch sind Fonds die „Nachhaltig“, „sustainable“ oder „ESG“ im Namen tragen nicht auf die gleiche Art nachhaltig und anhand von herkömmlichen Faktoren kaum vergleichbar.

 

Als gutes Beispiel dient hier die Atomkraft. Während in Deutschland Atomenergie als nicht nachhaltig angesehen wird, wird Atomkraft in Frankreich als wichtige Brückentechnologie gesehen, auch um weniger CO2 durch Kohlestrom zu emittieren. Es bedarf also einer genauen Analyse.

Eine tolle Übersicht dazu hat JustETF auf ihrer Website veröffentlicht (siehe Bild oben).

Hier werden verschieden Indizes verglichen, die alle einen „nachhaltigen“ Fokus haben und trotzdem werden in allen Indizes unterschiedliche Branchen und Unternehmen ausgeschlossen.

So werden beispielsweise beim MSCI World Ex Controversial Weapons nur Unternehmen mit Umsatzbeteiligungen in Bezug auf kontroverse Waffen ausgeschlossen. Das sind von insgesamt 6 von 1582 Unternehmen. Hier kann in unseren Augen nicht von Nachhaltigkeit die Rede sein.

Tendenziell sind ETFs mit SRI Kriterien strenger in Ihrer Unternehmensauswahl, als solche mit ESG Kriterien. Allerdings gibt es auch in diesen Fonds Unternehmen, die man im ersten Moment nicht erwarten würde.

passende grüne Geldanlage
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Wie werden Unternehmen für die Indizies ausgewählt?

Je nach Anlagestrategie werden die Unternehmen, die sich in einem Fond befinden, unterschiedlich ausgewählt. Um zu erfahren, welche nachhaltigen Anlagestrategien es gibt, klicke hier. Zur Erklärung möchte ich hier den MSCI World SRI Index heranziehen, auf dem der oben genannte Fond basiert.

Grundlage für die Auswahl ist zunächst der MSCI World. In diesem befinden sich die ca. 1600 nach Marktkapitalisierung (Unternehmenswert) größten Unternehmen aller Branchen aus 23 Industrieländern.

 

Aus diesen werden die Unternehmen herausgefiltert -gescreened-, die vordefinierte Umsatzschwellen (meist 5% -15%) im Bereich Atomarer Energie, Tabak, Alkohol, Spielsucht, militärischen Waffen, zivilen Waffen, genetisch modifizierter Organismen thermischer Kohle und Pornographie überschreiten. Danach wird der Index mittels eines Best-in-Class Ansatzes weiter gefiltert.
Dabei wird jedem Unternehmen ein ESG Rating zugeordnet und anhand dessen einsortiert. Der Index bildet dann die besten Unternehmen ab, die in Summe 25% der Marktkapitalisierung des jeweiligen Sektors ausmachen.  Dadurch bildet der Index, ähnlich wie der „Elternindex“ MSCI World, die allermeisten Branchen ab. Das hat zur Folge, dass weiterhin beispielsweise in Öl-Konzerne investiert wird. Zwar sind diese bezüglich ihres ESG-Ratings besser, als ihre Konkurrenten, jedoch trotzdem immer noch Öl-Konzerne, die viel CO2 ausstoßen.  Durch die Umsatzgrenzen gibt es eine klar definierte Grenze, ab welcher Umsatzbeteiligung ein Unternehmen nicht mehr für den Index in Frage kommen. Das hat aber auch zur Folge, dass Unternehmen mit inkludiert werden, von denen man selbst erwarten würde, dass diese ausgeschlossen sind.

Auch hier gibt es noch strengere nachhaltige ETF, die beispielsweise nach dem gleichen Prinzip zusätzlich die Unternehmen mit der größten CO2 Belastung ausschließen. Man sollte sich nur dessen bewusst sein, dass es kaum möglich ist, einen kostengünstigen grünen ETF zu finden, der gleichzeitig in viele große Unternehmen der Welt investiert, die aus fast allen Branchen stammen und alle sehr wenig CO2 ausstoßen.
Der Ausschlussgedanke der Nachhaltigkeitsfonds steht momentan noch dem Diversifikationsgrundsatz entgegen. Deshalb kann es sehr schwer werden, einen Welt-ETF zu finden, der keine Unternehmen beinhaltet, die im Energiegewinnungssektor aktiv sind. Teilweise sind die Unternehmen gewillt, ihre Geschäftsmodelle umzustrukturieren, das bedarf aber etwas Zeit.

Welche Anlage passt zu mir?

nachhaltige ETF Auswahl
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Es ist gar nicht so einfach einen ETF zu finden, der die eigenen Nachhaltigkeitsansprüche erfüllt, weil diese von Person zu Person sehr unterschiedlich sind. 

Ein breit gestreuter Welt-ETF, der Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt, könnte etwas für Menschen sein, die eine langfristige passive Geldanlage suchen und einen ersten Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gehen wollen, indem sie nachhaltigere Unternehmen für ihr Engagement belohnen, aber nicht bereit sind, höhere Kosten für das Fondsmanagement zu bezahlen. 

 

Für Menschen, die auf keinen Fall in umweltverschmutzende Unternehmen investieren wollen, könnte es schwierig werden, einen passenden ETF zu finden. Aktuell scheint es für die großen Indexanbieter noch schwer zu sein, Indizes zu veröffentlichen, die ein sehr strenges Verständnis von Nachhaltigkeit zu Grunde legen.
Das könnte auch daran liegen, dass die Idee hinter den ETFs ist, dass eine kostengünstige Möglichkeit geschaffen wird, breit gestreut in den Zielmarkt zu investieren. Und die Analyse der Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit ist aktuell noch kostenaufwendig und reduziert die Streuung innerhalb des Investments. Deshalb bleibt in diesem Fall häufig entweder ein Themen-ETF, beispielsweise für Ökostromproduzenten übrig, oder aktiv gemanagte Fonds. Themen-ETFs haben den Nachteil, dass sie ihrem Kern nach zumeist nur bestimmte Branchen abdecken, was ein Klumpenrisiko zur Folge hat. Aktiv gemanagte Fonds sind etwas teurer, können unter umständen aber die individuellen Nachhaltigkeitskriterien besser abbilden, als die meisten ETFs und bieten gleichzeitig die notwendige Streuung.

Abschließend lässt sich noch festhalten, dass, entgegen der herkömmlichen Meinung, ESG-Kriterien sich nicht negativ auf die Rendite des Investments auswirken. Zusätzlich können gewisse Risiken, wie Reputationsrisiken oder ESG-bezogene Risiken minimieren, was auch das Risiko des Investments minimieren kann. Außerdem helfen sie, durch passive und aktive Anreize, die Wirtschaft in eine nachhaltigere Bahn zu lenken. Wir glauben, dass das notwendig ist und versuchen deshalb unseren Teil, beispielsweise mit diesem Artikel, dazu beizutragen.

Eine genaue Prüfung ist wichtig!

Generell gilt: Bevor Du Dich für einen vermeintlich grünen ETF entscheidest, bedarf es einer gründlichen Prüfung durch einen Experten. Bislang gibt es keine klare Definition nachhaltiger Geldanlagen. Demnach liegt die Einstufung häufig im Sinne des Betrachters. Das liegt unter anderem daran, dass es sehr unterschiedliche Wahrnehmungen zu Nachhaltigkeit gibt. Wir gehen bei der Prüfung nachhaltiger ETFs auf verschiedene Faktoren ein. Gleichzeitig lassen wir aber auch nicht Deine Risikobereitschaft außen vor.

Favorisierst Du eine grüne Geldanlage, stehen wir Dir als Experten zur Seite. Vereinbare gerne mit uns einen Gesprächstermin im Bereich “Kontakt”.

Bei Fragen zu den besprochenen Themen, kannst Du uns hier erreichen:

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