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Grundlagen des Investierens - Teil 2

Grün investieren
Eugen Büchler
Eugen Büchler

Im ersten Teil dieser Reihe widmeten wir uns der Anlageklasse mit dem durchschnittlich höchsten Wertzuwachs – der Aktie.
Heute fokussieren wir uns auf die Anleihe und beantworten die folgenden Fragen:

Wie funktioniert eine Anleihe?

Wenn ein Unternehmen Geld für eine Expansion oder für weitere Produktentwicklung benötigt, so bestehen zwei Möglichkeiten, dieses Geld zu erhalten:

  1. Das Unternehmen geht an die Börse und verkauft Firmenanteile (in Form von Aktien) an Interessenten (lese gerne dazu den ersten Teil dieser Reihe)
  2. Das Unternehmen leiht sich für einen bestimmten Zeitraum gegen eine Gebühr – den Coupon – Geld von Investoren. Dieser Vorgang der Geldleihe wird durch die (Unternehmens-) Anleihen widergespiegelt.

Nehmen wir also exemplarisch an, Microsoft möchte sich weiteres Geld leihen und bietet Anleihen auf dem Markt zum Kauf an („emittiert“ diese).

Eine Anleihe besitzt stets einen „Coupon“ (jährliche Verzinsung – hier 2,375 %) und eine Laufzeit (wie lange leihe ich Microsoft mein Geld und wann zahlen sie es mir dementsprechend zurück? In unserem Beispiel bis 01. Mai 2023).

Microsoft Anleihe
Kursverlauf und Kennzahlen einer Microsoft Aktie https://www.finanzen.net/anleihen/a1hked-microsoft-anleihe

Wenn ich also diese Anleihe 2013 (zu diesem Zeitpunkt wurde sie emittiert), zum Preis von ca. 100 $ gekauft hätte, so hätte ich jedes Jahr 2,375 % Zinsen auf den Basispreis (100 $) erhalten. Weiterhin würde ich zum Ende der Laufzeit meine 100 $ zurückbekommen.

Gleichzeitig muss ich nicht die gekaufte Anleihe über die gesamte Laufzeit halten, sondern kann sie an andere Marktteilnehmer verkaufen. Dabei muss ich aufpassen, dass der Preis der Anleihe ebenfalls schwanken kann – abhängig von verschiedensten Faktoren wie allgemeines Zinsniveau, Stabilität des Unternehmens und andere vom gleichen Unternehmen, früher oder später, emittierten Anleihen.

Zusammengefasst ist eine Anleihe also ein Schuldschein, welcher wiederum auch an der Börse gehandelt werden kann.

Wie unterscheidet sich eine Anleihe von einer Aktie?

Eine Aktie ist ein Unternehmensanteil – rechtlich gesehen, gehört Dir ein winziger Teil des entsprechenden Unternehmens. Wenn Du eine Aktie erwirbst, so kannst Du sie grundsätzlich unendlich lange halten und diese später an deine Enkel vererben.
Eine Anleihe dagegen, hat, wie oben beschrieben, eine feste Laufzeit und eine feste Verzinsung. Erwirbst Du eine Anleihe, so leihst Du lediglich für eine gewisse Zeit dem Emittenten dein Geld.

Während Du bei der Aktie an Gewinnen und Verlusten direkt beteiligt bist, so ist Deine Rendite bei einer Anleihe festgeschrieben.

Wer emittiert Anleihen?

Microsoft Anleihen
Auszug des Suchergebnisses nach Microsoft-Anleihen auf finanzen.net

Wem können wir also unser Geld verleihen? Wie im Beispiel oben zu erkennen, können das die verschiedensten Unternehmen sein. Du kannst ja mal exemplarisch in Google Dir ein Unternehmen heraussuchen und dahinter im Suchfeld „Anleihe“ tippen. Du wirst dann verschiedene Finanzseiten finden, auf denen wiederum die verschiedenen Anleihen dieses Unternehmens gelistet sind.

Genau wie Unternehmen, können sich auch Staaten Geld von Anlegern leihen. In diesem Fall heißen die „Staatsanleihen“ und funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Die Anleihe der Bundesrepublik Deutschland heißt hierbei wiederum „Bundesanleihe“.

Wie kannst Du als Privatanleger Anleihen nutzen?

Für diese Frage fokussieren wir uns wiederum auf Staatsanleihen. Wie vorhin beschrieben, schwankt auch der Preis der Anleihe an der Börse. Dennoch sind diese Schwankungen deutlich geringer, als die Preisunterschiede von Aktien. Und dieser Punkt bringt uns auch zum wichtigsten Nutzen:

Anleihen fungieren als Stabilisator unserer Geldanlage. Unten siehst Du, wie verschiedene Aktien-Anleihen-Verhältnisse der Geldanlage (des Portfolios) sich auf die jährliche Gesamtschwankung und die jährliche Rendite auswirken.

Da Anleihen (vor allem Staatsanleihen mit hohem Rating) niedrigere Renditen erwirtschaften, sinkt die langfristige Gesamtrendite mit steigendem Anleihen-Anteil. Gleichzeitig jedoch sinkt auch der maximale (absolute) Kursverlust des Portfolios.
Ein entsprechender Anleihenanteil kann also neuen Investoren ein besseres Gefühl geben, denn gerade wenn zu Anfang des Investierens eine größere Krise an den Märkten eintritt (z.B. Corona im März 2020), so kann es durchaus angenehmer sein, dass das Depot nur um 10 oder 15 % statt um 30 % sinkt.

Gerne stehen wir Dir zur Seite, um Dein individuelles Risikoprofil zu ermitteln und Dir somit eine Grundlage für Dein Investment zu bieten.

Anleihen - Top oder Flop?

Grundsätzlich ist bei einem langfristigen Anlagehorizont (Laufzeit > 20 Jahre) ein relativ hoher Aktienanteil sinnvoll, da über einen solchen Zeitraum kurzzeitige Schwankungen ausgesessen werden können. Bei kürzeren Zeiträumen könnten Anleihen interessante Anlagemöglichkeiten sein.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Anleihen eine gute Möglichkeit darstellen, die Schwankungen eines Portfolios zu verringern und gleichzeitig die Streuung zu erhöhen. Auch wenn auch Anleihen ein Ausfallrisiko besitzen, so gelten gerade Staatsanleihen von Staaten mit sehr gutem Rating (sogenannte Investmentgrade-Anleihen) als sehr risikoarm, bzw. teilweise als risikolos.
Je nach Anlagestrategie, Anlagehorizont, Erfahrungen und Risikobereitschaft des Investors, kann ein kleiner oder größerer Anleihenanteil im Portfolio Sinn ergeben.

Kontaktiere uns gerne, um mit uns Deine Situation zu besprechen und eine Strategie auszuarbeiten!

Bei Fragen zu den besprochenen Themen, kannst Du uns hier erreichen:

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Vielleicht hast Du in den Nachrichten auch schon mal vom Rating der Staaten gehört. Dieses Rating ist ein Maß für die Wahrscheinlichkeit, dass der entsprechende Staat das geliehene Geld zurückzahlen kann. Es spiegelt somit seine Kreditwürdigkeit wider und hat direkten Einfluss auf den Zins, welchen der Staat für seine Anleihen anbieten muss (Ein ähnliches Rating existiert auch für Unternehmen).

Deutschland z.B. hat momentan mit „AAA“ das beste Rating. Somit hat es die höchste Kreditwürdigkeit und ein sehr geringes Ausfallrisiko. Dadurch kann es sich erlauben, sehr niedrig verzinste Anleihen herauszugeben. Teilweise ist die Verzinsung sogar negativ, was dazu führt, dass der Anleihenkäufer (der Geldgeber) Zinsen an Deutschland (den Emittenten) für das Verleihen des Geldes zahlen muss. 🙂

Auf der anderen Seite muss z.B. Griechenland mit einem Rating von BB- (nach der Rating Agentur Standard and Poor’s) einen höheren Anleihezins bieten, weil das Risiko als höher eingeschätzt wird, dass Griechenland in Zukunft diese Schulden nicht zurückzahlen können wird.

Hier gilt klar der allgemeine Grundsatz, dass ein höheres Risiko mit einer höheren Renditemöglichkeit einhergeht.

Grüne Anleihen - gibt es sowas?

Das Geld, welches ein Unternehmen oder ein Staat durch den Verkauft von Anleihen einnimmt, kann es im Regelfall frei verwenden. Es gibt aber auch sogenannte Green Bonds – “grüne Anleihen” also. Das Unternehmen muss vorher den Zweck für das Geld der grünen Anleihe festlegen. Damit sind 95 % des Betrages an diesen spezifischen Zweck gebunden. Die Verwendung des Geldes während der Laufzeit unterliegt einer Offenlegungspflicht, womit eine Kontrolle gewährleistet wird.

Dieses Prinzip ermöglicht es Unternehmen, welche momentan nicht besonders nachhaltig sind – z.B. Energieversorger, welche vorrangig auf fossile Brennstoffe setzen, nachhaltige Projekte zu finazieren und sich somit zukunftsfähiger aufzustellen.

Wertpapiere
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